Norbert Bisky (* 1970 in Leipzig, lebt in Berlin) zählt zu den international bekanntesten Malern seiner Generation. Er wuchs in der ehemaligen DDR auf und studierte von 1994-99 Malerei bei Georg Baselitz an der Hochschule der Künste Berlin. 1999 war er dessen Meisterschüler. Seit mehr als 15 Jahren wird seine Arbeit in bedeutenden Kunsthallen und Museen gezeigt. Das Museum Langmatt zeigt die erste Museums-Einzelausstellung von Norbert Bisky in der Schweiz. Anhand des sensiblen gesellschaftlichen Themenspektrums Familie bietet sie einen konzentrierten Einblick in seine Malerei der letzten zehn Jahre und präsentiert zahlreiche neue Werke, die eigens für Baden entstanden sind. Ausgangspunkt hierfür waren historische Fotos aus dem Familienarchiv Brown, das sich im Museum Langmatt befindet. In der Geschichte der Familie Brown, die 1900 die Villa Langmatt errichten liess, erkennt Norbert Bisky seine eigene wieder.
Norbert Biskys Bilder zeigen überhelle Darstellungen von zumeist jungen Männern in freier Natur, ein scheinbar heroisches Idyll, das sich jedoch bereits auf den zweiten Blick in Frage stellt. Gleissendes Licht zehrt an der Physis der Figuren, frisst Löcher in Körper und Köpfe, lässt ihre Individualität schrumpfen und hinter maskenhaften Gesichtern verschwinden. Die scheinbaren Helden in ihren selbstbewussten Posen lösen sich in Luft und Licht auf. Ihr offensiver Auftritt in der Natur und ihre tollkühnen Flüge am Himmel wecken die Sehnsucht nach einer reinen, unschuldigen Welt. Die nackten Oberkörper spiegeln den Körperkult und die eitle Selbstverliebtheit unserer Epoche, ohne dass die Bilder moralisierende Botschaften vermitteln. Kaum ins rechte Licht gerückt, zerspringen die Figuren in Fragmente und Partikel. Ungewiss bleibt, ob die Dargestellten heitere Luftsprünge vollführen, als Hobbysportler ihre Ambitionen selbstbewusst zur Schau stellen oder ob sie Opfer von Anschlägen sind, abrupt aus ihrem banalen Alltag gerissen, ihr plötzliches Ende erschrocken vor Augen.
Die von Licht und Bewegung erfüllte Malerei Norbert Biskys zeigt eine interessante thematische Parallele zu zentralen Motiven des französischen Impressionismus, der mit herausragenden Werken von Paul Cézanne, Camille Pissarro, Pierre-Auguste Renoir u.a. in der Sammlung des Museums Langmatt vertreten ist. Licht und Bewegung waren die grossen Themen der Vorkämpfer der Moderne. Immer wieder neu faszinierte sie das Paradox, das allzu Flüchtige im unbewegten Medium der Malerei einzufangen. Die Ausstellung von Norbert Bisky vermittelt, wie virulent diese Themen heute noch sind, wenngleich sie wesentlich existentieller und explosiver in Erscheinung treten.
Besucherinformation Norbert Bisky (pdf)
Publikation zur Ausstellung (erhältlich in unserem Shop):
Stegmann, Markus (Hrsg.)
Norbert Bisky – Fernwärme
Texte von Nicole Althaus, Barbara Bleisch, Alain Di Gallo, Arno Geiger, Bernd Krispin/Inga Kröger, Rainer Schütz, Silke Scheuermann, Markus Stegmann, Susanne Völker sowie ein Gespräch mit Norbert Bisky. Gestaltung Barbieri Bucher Zürich. Museum Langmatt, Baden, Hatje Cantz Verlag, Berlin 2018, 160 Seiten, ca. 56 Abb., ISBN 978-3-7757-4469-0
CHF 38.00 / 25.00*
Deutsch / Englisch
Übersicht
Termine
Samstag, 1. September, 17.00 Uhr
Vernissage
Mittwoch, 19. September, 12.15 Uhr
Werkgespräch mit Norbert Bisky und Markus Stegmann.
Sonntag, 21. Oktober, 11.00 Uhr
Führung durch die Ausstellung mit Daniela Minneboo.
Mittwoch, 21. November, 12.15 Uhr
Führung durch die Ausstellung mit Markus Stegmann.
Sonntag, 9. Dezember, 11.00 Uhr
Letzte Führung durch die Ausstellung und Jahresausblick 2019 mit Markus Stegmann.
Öffnungszeiten und Tickets
Di–Fr | 14–17 Uhr |
Sa/So | 11–17 Uhr |
bis 18 Jahre: | freier Eintritt |
Museumseintritt regulär: | CHF 12.- |
Museumseintritt ermässigt: | CHF 10.- |
Veranstaltungen regulär: | CHF 15.- |
Veranstaltungen ermässigt: | CHF 12.- |
Mehr Informationen finden Sie unter Besuch.